Die Puppe, die das Christkind zweimal bringen musste
Das Jahr 1956 war für mich ein ganz besonderes Jahr.
Im Juli kam unsere Nachzüglerin meine kleine Schwester Renate zur Welt.
Im September wurde ich eingeschult.
Und am heiligen Abend brachte mir das Christkind eine Puppe.
Bei uns war es Brauch, wenn das Glöckchen zur Bescherung läutete, dass die ganze Familie singend das Wohnzimmer betrat und vor dem Weihnachtsbaum stehen blieb, um dort weiter zu singen.
Bereits beim Betreten des Zimmers habe ich sie gesehen.
Sie war wunderschön, trug ein lindgrünes Ballkleid, war blond und hatte einen Evita Peron Knoten (Evita Peron, die First Lady von Argentinien 1919 - 1952).
Ich konnte mich gar nicht mehr auf das Singen konzentrieren.
Immer wieder schielte ich zu dem herrlichen Geschöpf.
Und den ganzen Abend hielt ich die Puppe im Arm und spielte mit ihr.
In meiner Kindheit gab es nur wenig Spielzeug und deshalb ging man damit sehr sorgsam um.
Das ging fast ein ganzes Jahr lang, dann geschah ein entsetzliches Unglück.
Während ich in der Schule war, hatte mein kleine Schwester, die inzwischen laufen konnte, in einem unbeobachteten Moment, meine heiß geliebte Puppe skalpiert.
Ich war am Boden zerstört und weinte bittere Tränen, außerdem hatte ich eine Stinkwut auf diese kleine Puppenmörderin.
Mein Kummer war riesengroß und eines Tages war die Puppe verschwunden.
Dann kam der Hl. Abend und schon beim Betreten des Zimmers sah ich Sie!
Und obwohl sie eine neue Frisur und neue Kleider hatte, erkannte ich sie sofort!
© Lore Platz 2013
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