Samstag, 30. November 2024

Ein ganz besonderer heiliger Abend

 


  

 Ein ganz besonderer heiliger Abend

 

Dicke schwere Schneeflocken fallen gemächlich vom 

Himmel und hüllen das Land in eine warme weiße 

Decke.

Es ist Hl. Abend und ein ganz besonderes Flimmern 

liegt in der Luft.

Patrick muss an diesem Tag genauso schwer arbeiten 

wie sonst.

Tobias hat ihm einen geschnitzten Esel geschenkt und 

Tildchen, die für den Müller kocht, hat dem Jungen 

heimlich eine Mütze und Handschuhe gestrickt und ihm 

einige Plätzchen zugesteckt.

Nun liegt Patrick oben in seinem Heubett und 

betrachtet die funkelnden Sterne durch die Luke und 

knabbert an seinen Plätzchen.

Er denkt an die Weihnachten, als seine Mutter noch 

lebte.

Wie schön und behaglich es doch immer war.

Patrick seufzt.

Es ist kalt und er kann nicht einschlafen.

„Ding, Dong, Ding, Dong!“

Vom Dorf klingen die Kirchenglocken herauf und rufen 

zur Christmette.

Patrick springt auf, stülpt sich die neue Mütze über den 

Kopf und verlässt leise den Hof.

Im Laufschritt eilt er ins Dorf hinunter.

Von allen Seiten strömen die dick vermummten Leute 

der Kirche zu.

Ein tiefes Glücksgefühl erfüllt Patrick, als er die hell 

erleuchtete Kirche betritt.

Vor dem Altar sind Maria und Josef aufgebaut und 

betrachten liebevoll das Jesuskind, das in der Krippe 

liegt und die Arme ausbreitet.

Der ganze Raum ist erfüllt mit Weihnachtsfrieden und 

Weihnachtsfreude.


Glücklich singen sie die altbekannten und doch so 

schönen Weihnachtslieder und für kurze Zeit ist alle 

Not und Kummer vergessen.

Ruhig stapft Patrick durch den tiefen Schnee nach 

Hause.

Tiefer Frieden umgibt ihn.

Als er den Hof erreicht, schleicht er leise in den Stall zu 

Eulenspiegel.

Der kleine Esel liegt auf seinem Strohlager und schläft.

Liebevoll streicht der Junge seinem Freund über das 

graue Fell und flüstert: „Frohe Weihnachten, mein 

Lieber.“

Eulenspiegel öffnet die Augen.

„Frohe Weihnachten, lieber Patrick.“

Der Junge dreht sich um. „Tobias?“

Ein Kichern ertönt.

„Tobias schläft, ich habe dir frohe Weihnachten 

gewünscht, iaaah, iaaah!“

Der Esel wirft den Kopf in die Höhe und bleckt lachend 

die Zähne.

Patrick sitzt da und schaut, als verstünde er die Welt 

nicht mehr.

Plötzlich beginnt es ringsum laut zu werden.

Die Tiere lachen.

Matilda die alte Milchkuh tief und gutmütig, Heinrich 

der alte Wallach wiehert vergnügt. Hermann der 

Ziegenbock meckert kurz und schrill.

Selbst der kleine Spatz oben auf dem Dachbalken 

kichert fröhlich.

Matilda stößt Patrick mit ihrem weichen Maul vorsichtig 

an der Schulter.

„Weißt du nicht, dass die Tiere am Hl. Abend sprechen 

können?“

Der Junge schüttelt noch immer verwundert den Kopf.

Die Kuh lacht leise.

„Wir sprechen aber nur mit denen, die wir gern haben!“

Und nun reden sie alle durcheinander, denn jeder 

möchte Patrick versichern, wie gern er ihn hat.

Später als die Tiere wieder schlafen, liegt der Junge bei 

seinem Freund dem Esel und sie unterhalten sich die 

ganze Nacht.“


© Lore Platz 2014

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