Freitag, 29. November 2024

Adventskalender

 





Der Adventskalender


Nur mehr ganz vage kann ich mich an meinen ersten Adventskalender erinnern.

Es war eine bunte schöne Weihnachts- und Winterlandschaft mit 24 Türchen und der ganze Kalender war mit silbern glitzernden Steinchen übersät.

Hinter jedem Türchen befand sich ein buntes Bild, mal war es ein Lebkuchen, eine Kerze, ein Ball oder auch ein Engel.

Aus einem doppelten Tor bestand das 24. Türchen und dahinter befand sich die heilige Familie im Stall.


Der Adventskalender entstand im Laufe des
19. Jahrhundert.
Bei den Katholiken wurde jeden Tag im Advent in der Kirche eine Andacht abgehalten.
Während bei den evangelischen Familien zu Hause aus der Bibel vorgelesen, Lieder gesungen und Verse aufgesagt wurden.
Da für die Kinder die Wartezeit bis zum Heiligen Abend endlos lang war, begannen sich die Eltern etwas auszudenken.
Das war so um 1840 herum.
Einige hängten 24 Bilder auf mit weihnachtlichen Motiven
Andere malten 24 Kreidestriche auf Türstock oder an den Schrank und die Kinder durften dann jeden Tag einen Strich weg wischen.

In einigen Gegenden wurde für jede gute Tat ein Strohhalm in die Krippe gelegt.
Daran kann ich mich noch erinnern.
In unserer Volksschule stand auf dem Fensterbrett eine Krippe und daneben ein Bündel mit Strohhalmen.
Und wer besonders brav war während des Unterrichts, du Andere rfte dann einen Strohhalm in die Krippe legen, bevor wir nach Hause gingen.
Was haben wir uns in dieser Zeit Mühe gegeben besonders still und konzentriert dem Unterricht zu folgen, denn schließlich sollte das Christkind am heiligen Abend besonders weich in der Krippe liegen.

1904 erschien als Beilage einer Stuttgarter Zeitung der Weihnachtskalender „Im Land des Christkinds“
Die Idee stammte von Gerhard Lang (1881 – 1974).
Der Kalender hatte noch keine Türchen.
Er bestand aus zwei Teilen, einem Karton mit 24 Feldern und von Gerhard Lang selbst verfassten Versen.
Dazu gab es einen Bogen mit 24 Bildern.
Jeden Tag durfte man dann ein Bild ausschneiden, den Vers lesen und das Bild dann darauf kleben. Das Bild für den 24. Dezember war das weiß gekleidete Christkind.
Die Mutter von Gerhard Lang hatte ihm die Wartezeit mit 24 Wibeles ( die schwäbische Art von Baisergebäck) verkürzt.
Deshalb wohl seine Begeisterung immer wieder neue Adventskalender zu erfinden. Es gab ein Christkindlhaus mit Schokolade gefüllt.
Adventskalender bei denen man die Füllungen heraus brechen konnte.
Wieder andere, da konnte man die Türchen öffnen, dann gab es das Adventsbäumchen mit auf steckbaren Engeln.
Ganz besonders schön war das Adventshaus, mit 23 Fenstern und einer Tür, die mit farbigen transparenten Papier hinterlegt waren.
Wenn man eine Kerze in die Mitte stellte, dann leuchtet es wunderschön.
Wenige Jahre nachdem Gerhard Lang mit dem Druck der ersten Adventskalendern begonnen hatte folgten andere Verlage seinem Beispiel und Ende der 30iger Jahre musste Gerhard Lang die Produktion einstellen, da er dem Preisdruck nicht mehr standhalten konnte.

Dann begann der zweite Weltkrieg und das Papier wurde knapp und die Bildkalender als unwichtig eingestellt.
1941 wurde dann die kirchliche Presse verboten.
Als Ersatz für den Adventskalender kam nun ein nationalsozialistischer Kalender heraus mit Erzählungen, Liedern, Sprüchen, Mal- und Bastelvorschlägen.

Aus dem Adventskranz wurde nun der Sonnenwendkranz, aus dem Nikolaus der Schimmelreiter und das Christkind war nun das Lichtkind.
Die Vorweihnachtszeit ersetzte den Advent.
Doch bereits 1945 gab es schon wieder Adventskalender, denn die Menschen sehnten sich nach christlichen Werten und alten Traditionen.


Und der Adventskalender begann seinen Siegeszug durch die ganze Welt.
Heute werden in Deutschland millionenfach Adventskalender gedruckt und die Hälfte davon geht ins Ausland.

© Lore Platz    2014

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